Straßenbeleuchtung
An Straßenbeleuchtung scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite glauben viele Menschen, daß die Straßenbeleuchtung Straßen sicherer machen würde. Aber stimmt das überhaupt? In welchen Situationen macht die Beleuchtung unser Leben wirklich sicherer? Oder kann Straßenbeleuchtung auch zur Gefahr werden?
Seit Milliarden von Jahren unterscheiden die meisten Lebewesen Tag und Nacht durch den Anteil an blauen Licht. Das funktioniert, weil die Erdatmosphäre das blau Licht stärker bricht als andere Farben (siehe Rayleigh-Streuung). Es war also bis zur Erfindung des elektrischen Lichts normal, dass in der Nacht das blauer Licht fehlte. Ein paar Lagerfeuer die der Mensch seit ca. 500.000 nutzt, strahen ebenfalls kaum blaues Licht ab.
Seit Beginn der Aufklärung wurde in Großstädten Straßenbeleuchtung genutzt. Anfangs mit Öllampen, später mit Gaslaternen. Auch diese Lichtquellen senden kaum Licht im blauen Spektrum aus. Das änderte sich schlagartig mit der Entwicklung des elektrischen Lichts. Jetzt war es möglich auch blaue Strahlung zu erzeugen. Anfangs waren die Menschen von der Erhellung des Lichts schier begeistert (siehe: Wikisource: Die erste elektrische Weltausstellung)! Endlich war es möglich die Nacht zum Tag zu machen! Und das taten die Menschen auch. Im 19. Jahrhundert und 20. Jahrhundert galt überall auf der Welt: Mehr Licht = Fortschritt! Es wurde auf dem Planeten nachts immer heller! Und genau das macht Menschen, Tieren und Pflanzen erhebliche physiologische und psychische Probleme!
Warum empfanden und empfinden Menschen Straßenbeleuchtung dann als Vorteil?
Dunkelheit ist in früher immer mit Gefahr assoziert worden. Nachtaktive Tiere aber auch andere Menschen nutzen die Dunkelheit zum Jagen. Schon sehr Früh in der Entwicklung der Menschheit entstand eine Strategie, daß man besser am Feuer im Lager bleibt, als Nachts umher zu wandern. Damit vermied man die drei Gefahren der Nacht:
- Unwegsames Gelände
- Tiere
- Menschen
Kann uns eine allgemeine Beleuchtung vor diesen Gefahren schützen?
Unwegsames Gelände
Meist stehen Laternen in gut befestigten Siedlungsbereichen. Hier hat man kaum Probleme mit unwegsamen Gelände. Der Schutz nicht in ein Loch rein zu laufen oder zu stolpern ist sehr gering. Dazu kommt, daß Laternen an definierten Positionen stehen. Wenn sich die Umgebung ändert, wird aber nicht die Beleuchtungssituation angepasst. Für Notfälle ist es besser, wenn man eine eigene Taschenlampe mitführt, mit der vor sich liegende Bereiche bedarfsgerecht ausleuchten kann. Und Menschen können bereits bei 1 Lux genug sehen, daß sie Bodenunebenheiten wahrnehmen können (Ein Lux ist ungefähr die Lichtstärke auf einem Quadratmeter, die eine Kerze aus einem Meter Entfernung verursacht).
Tiere
Tiere fliehen in der Regel sobald Menschen im Anmarsch sind. Das gilt selbst für große Jäger wie Wölfe. Gerade in Siedlungsgebieten sind solche Tiere eher nicht anzutreffen. Dazu kommt, daß die meisten Tiere sich in der Nacht eher in den Schattenbereichen aufhalten. Die Tiere, die sich an die künstliche Beleuchtung gewöhnt haben, schreckt man dann eh nicht mehr damit ab. Die Gefahr durch Tier wird durch Beleuchtung weder erhöht noch reduziert.
Menschen
Sollte - was in Deutschland eh sehr selten ist - man von einem Angreifer in der Nacht angegriffen werden, so ist es mehr als fraglich ob einem Licht zum Vorteil gereicht. Auf der einen Seite sehen sie vielleicht einen Angreifer auf einer beleuchteten Straße deutlich früher. Das gilt aber auch für den Angreifer. Sie servieren sich in einer beleuchteten Straße wie auf dem Silbertablett! Dazu kommt, dass man weniger Fluchtmöglichkeiten hat, da der Angreifer jede Ihrer Bewegungen sieht. Schnelles Untertauchen oder Fliehen ist auf einer beleuchteten Straße nahezu unmöglich. Beleuchtung ist für einen friedlichen Menschen also eher von Nachteil.
Nachteile der Beleuchtung
Licht zählt laut §3 des Bundesimmissionsschutzgesetzes (BImSchG) zu den Immissionen, welche Gefahren, erhebliche Nachteile oder Belästigungen für die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft herbeiführen können. Schädliche Umwelt-Einwirkungen durch Licht sollten somit möglichst gering gehalten werden. Die Gefahren sind:
- Licht in der Nacht stört den Schlaf- Wachrhythmus des Menschen. Auf Dauer kann das zu psychischen und physischen Störungen führen. Sie werden in ihrer Nachtruhe gestört. Das führt zu Schlafstörungen und Schlafmangel. Dauerhafter Schlafmangel führt wiederum zu Erschöpfungszuständen und zu Krankheiten! Licht am Abend verschiebt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin und verschiebt den Zeitpunkt von qualitativ gutem Schlaf nach hinten, so wird zu Beginn der Nacht das Einschlafen und am Ende der Nacht das Aufwachen erschwert und insgesamt die Zeit des Schlafes verkürzt. Schlaf ist beteiligt an unterschiedlichen Lernprozessen, an der Gedächtnisbildung, der Integrität des Immunsystems und vielem mehr. Gesundem Schlaf kommt damit eine überragende Bedeutung für die Funktion von Körper und Gehirn zu. Chronischer Schlafentzug wird mitverantwortlich gemacht für Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und Fettleibigkeit. Selbst im Schlaf stört künstliches Licht! Es führt auf Dauer im Tierversuch zu depressivem Verhalten!
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Mehr als 60% aller Lebewesen sind nachtaktiv. Sie werden in ihren nächtlichen Aktivitäten gestört (Bestäubung, Fortpflanzung, Futtersuche). Sie werden durch das viele Licht geblendet, verdrängt, abgelenkt, irritiert. Es kommt zu Verhaltensänderungen, Verschiebungen von Räuber-Beute-Beziehungen und Dezimierungen von Lebensräumen und/oder Beständen. Für unzählige Insekten wird Licht sogar zur tödlichen Falle.
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Bei sehr vielen Pflanzen kommt es zur Störung des Produktions-Rhythmus von Duft und Nektar. Oder es verschiebt sich der jahreszeitliche Vegetationsrhythmus. Bäume beispielsweise blühen früher und werfen im Herbst ihr Laub zu spät ab – vor allem diejenigen, die direkt an oder unter hellen Lichtquellen (Straßenlaternen) stehen. Das viele Licht suggeriert ihnen, es sei immer noch Sommer. Frostschäden sind die Folge.
- Für Fahrradfahrer, die zwischen Hellen und Dunklen Bereichen wechseln ist das extrem anstrengend und kann zur tödlichen Gefahr werden. Denn wenn man aus einer helleren in eine dunkle Beleuchtungszone wechselt ,brauchen die Augen eine Zeit der Anpassung. Während dieser Anpassungszeit können Gefahren nicht richtig wahrgenommen werden. Beispielsweise kann ein dunkles größeres Tier vollständig übersehen werden. Schlecht für den Hund, schlecht für den Radfahrer!
Warum muß überhaupt beleuchtet werden? Oder
Welche rechtlichen Grundlagen gibt es, die Städte verpflichten die Straßen zu beleuchten?
Die verblüffende Antwort: Es gibt keine generelle Beleuchtungspflicht für Flächen des öffentlichen Verkehrs in den Gemeinden und Städten. Weder die
- DIN EN 13201 (sie ist keine Rechtsnorm, sondern gibt nur Empfehlungen),
- noch das Bürgerlichen Recht zur Verkehrssicherung,
- noch Bundes- oder Landesgesetzes
schreiben für Straßen und deren Nutzung eine Beleuchtung vor.
Die DIN EN 1320
Straßenbeleuchtung ist keien Richtschnur für Straßenbeleuchtung. Sie bietet nur eingeschränkt nutzbare Richtwerte für die Ausgestaltung von Beleuchtung. Sie ist keine Rechtsnorm! Sie gibt nicht vor, ob und zu welcher Uhrzeit beleuchtet werden soll, sondern nur …wie! Als quasi offizielle Anleitung und in Nachfolge der Vorläufernorm DIN 5044 wird sie bei der Dimensionierung von Lichtmengen bei Umrüstungen und Sanierungen herangezogen. In Summe führt das zu einem umfänglichen und übermäßigen Anstieg des Beleuchtungsniveaus. Der Deutsche Städtetag bemängelt seit vielen Jahren die zu hohen Helligkeitsstandards der Norm. Grundsätzlich sollte immer die niedrigstmögliche Lichtstärkeklasse gewählt werden.
Geldverschwendung!
Da es den Menschen nicht nutzt und sogar in vielen Fällen Menschen und Natur schadet sollten wir überdenken warum wir überhaupt Beleuchten? In Deutschlandweit summieren sich die Kosten für Straßenbeleuchtung auf über 1,6 Mrd. € im Jahr 2023. Es stellt eine erhebliche Belastung der öffentlichen Haushalte da. Allein die Stadt Unkel hat im Ihrem Haushalt für 2023 - 171.100€ eingeplant. Wenn man die Kosten auf die Verbandsgemeinde hochrechnet sind das über 300.000 € die die Stadt- und Gemeindekassen von Erpel, Unkel, Bruchhausen und Rheinbreitbach belasten. Hier kann man erhebliche Einsparungen erzielen und die Gesundheit der Menschen erhöhen!
Wie sollte eine vernünftige moderne Stadtbeleuchtung aussehen?
Ausschließlich Lampen ohne blauen Lichtanteil einbauen. Mit moderner Technik - die wir ja schon in vielen Ortsbereichen einsetzen - lassen sich die Lampen steuern und auch dimmen. Daraus ergeben sich vier Möglichkeiten den Stromverbrauch unserer Straßenbeleuchtung massiv zu senken:
- Ausschalten der Lampen während der Schlafenszeiten - Also z. B. von 22:00 bis 6:00 morgens.
- Abschalten, wenn die natürliche Helligkeit vorhanden ist.
- Die Lampen immer nur auf der minimalen Helligkeit laufen lassen, da bereits 1 Lux für normale menschliche Augen ausreichen Hindernisse zu erkennen.
- Nur bei Bedarf (z. B. bei einer abendlichen Veranstaltung) die Straßenbeleuchtung einschalten.
Quellen
- Straßenbeleuchtung.de: Geschichte der Straßenbeleuchtung
- Frauennotruf Hamburg: Pressemitteilung: Warum Straßenlaternen uns nicht schuetzen.
- Paten der Nacht: Straßenbeleuchtung
- Paten der Nacht: Besteht-eine-kommunale-Straßenbeleuchtungspflicht.pdf
- Redaktionsnetzwerk Deutschland: Licht im Winter. Warum falsche Beleuchtung krank machen kann.
- https://www.strassenbeleuchtung.de/
Ist eine Homepage eines Verlags. Sie ist eine gute Quelle für technische Informationen, allerdings nicht für rechtliche Hintergründe!